Tiefthaler Wappen
Die Überarbeitung des Tiefthaler Wappens
Das Tiefthaler Wappen gibt es in der links dargestellten Form schon seit Ende der 1970-er Jahre. Urheber und Inhaber ist Klaus-Peter Radtke – als Wirt vom Weißbach-Cafe bekannt. Er ließ das Wappen entwerfen und hatte dabei genaue Vorstellungen: Das halbe Erfurter Rad steht für die frühere wirtschaftliche Bindung zu Erfurt, der Teil einer Weinrebe soll an den Weinanbau um unseren Ort herum seit dem Mittelalter erinnern und der kleine Kirschzweig an den Wechsel vom Weinanbau zum Obstbau. Genutzt wurde das Wappen eigentlich erst seit der Wende. 1992 unterbreitete Herr Radtke der damaligen Gemeinde Tiefthal ein offizielles Angebot zu seiner Nutzung, was allerdings abgelehnt wurde. Vervielfältigt und eingesetzt wurde es von da ab von Vielen trotzdem – ohne den Urheber um Erlaubnis zu bitten. Allerdings – die Qualität dieser Vervielfältigungen ließ sehr zu wünschen übrig. Einsetzbar ist es so eigentlich nur in kleinstem Format.
Der Ortsteilrat war sich im Jahr 2014 einig, dass hier Handlungsbedarf besteht und das Ganze rechtlich „gesäubert“ werden soll. Das heißt im Klartext, dass wir zum einen die Ersten waren, die Herrn Radtke um Nutzungsrecht baten – und es freundlicherweise auch bekamen – zum Anderen fanden wir eine Expertin, die mit Ihrem Wissen und Können aus dem Wappen das machte, was heute Standard ist. Das Ergebnis ist eine Vektorgrafik, die auf jede Größe skalierbar und trotzdem in hoher Qualität druckbar ist. Wir als Ortsteilrat haben nun dafür das Nutzungsrecht. Es steht heute auf der ersten Seite der Ortsteilzeitung. Wer das Wappen in dieser neuen Form nutzen möchte, kann dies nach Absprache mit dem Ortsteilrat und Herrn Radtke sowie nach Entrichtung einer noch festzulegenden Lizenzgebühr tun. Solche Gelder sollen für unsere Zeitung verwendet werden. An dieser Stelle herzlichen Dank an Herrn Radtke und an Sabrina Kerst – die Bearbeiterin und Sponsorin. Im Anschluss erklärt Sabrina ihre Arbeit, damit der Laie den erforderlichen Aufwand versteht.
Heike Kerst – Ortsteilrat
Das neu gestaltete Wappen
Der Entschluss, das Tiefthaler Wappen zu digitalisieren brachte die Chance, dieses erstmals seit seiner Entstehung modernisieren und in seiner Eigenständigkeit und Originalität stärken zu können. Dabei war besonders wichtig, dass der urspüngliche Charakter und Duktus nicht zu stark verändert wird, um die Identität der Illustration zu bewahren.
Da die Arbeit eines Gestalters heute zum größten Teil digital erfolgt – mit der Ausnahme anfänglicher Skizzenphasen – hat mich die handwerkliche Umsetzung des Originals faziniert und beeindruckt. Der kunstvolle kalligraphsiche Stil unterstreicht die Tradition, die fröhliche Colorierung betont die Lebendigkeit und Natürlichkeit Tiefthals – insgesamt eine gelunge Verknüpfung inhaltlicher und visueller Merkmale der Ortes. Die überarbeitete Version ist im Wesentlichen weniger kleinteilig und verspielt, dafür aber straffer und dadurch insgesamt plakativer.
Auf die Unterzeile mit der urkundlichen Erwähnung wurde bewusst verzichtet (kaum ein Wappen trägt diese Zeile noch, daneben konnte nach Recherchen in der Tiefthaler Chronik das Entstehungsjahr nicht genau nachgewiesen werden). Die Mischung aus einer freieren Interpretation der Figuren und strengeren Orientierung an der Urform des Originals schafft eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne. Bewusst entschied ich mich dafür, die Tonalität der Farbigkeit beizubehalten. Die leichten, pudrigen Nuancen geben den Hauptelementen genug Raum zum Wirken und vermitteln Ruhe und Wertigkeit. Für das Rot des Erfurter Wappenteils und der Kirschen wählte ich einen kräftigen, leicht pinkfarbenen Ton. Das Grün bekommt durch einen höheren Gelbanteil mehr Frische und Natürlichkeit. Die Linien des Innenwappens wie auch der äußeren Tafel stehen kräftig, aber etwas zurückgenommen, um den Fouks auf den Schriftzug zu legen. Der Farbverlauf im Rebenblatt und in den Trauben lassen diese Elemente lebendig wirken und geben ihnen dadurch mehr Tiefe.
Der Schriftzug „Tiefthal“ selbst wurde etwas vereinfacht und klarer gestaltet, wobei der markante Stil einer traditionellen Frakturschrift erhalten blieb. Insgesamt bekommt das Schriftfeld mehr Raum durch mehr Höhe, wodurch sich das Verhältnis von Schriftfeld und den beiden Wappenhälften harmonisch im Goldenen Schnitt wiederfindet (Verhältnis 3:5). Die dadurch entstandene schlankere Form trägt zur Leichtigkeit und Eleganz des Signets bei.
Zu meiner Person:
Nach dem Studium der Produktgestaltung in Dresden zog ich in meine Wahlheimat Hamburg. Dort konnte ich mich in das Abenteuer der „wirklichen“ Arbeit in einer Agentur stürzen. Nach Jahren des größtenteils theoretischen und praxisfernen Studiums war diese Zeit spannend und sehr lehrreich für mich.
Einige Jahre leitete ich dort das Kosmetikteam im Bereich des Packaging Designs – der Gestaltung von Produktverpackungen. Die Arbeit für renommierte Hersteller und traditionelle Familienunternehmen Deutschlands verschaffte mir einen eindrucksvollen Einblick in die Funktionsweise von Marken und deren Einfluss auf das Leben und die Entscheidungen seiner Konsumenten.
10 Jahre, nachdem ich Tiefthal für mein Studium verlies, zog es mich aus vielen, vor allem aber aus familiären Gründen, nach Hause zurück. Unter „comfortbrands“ arbeite ich nun als freiberufliche Designerin im Bereich Packaging Design, Markenentwicklung, Produktgrafik und Editorial Design.
Auch hier in Thüringen bin ich positiv überrascht über die Offenheit und das Vertrauen meiner Auftraggeber und das stetig wachsende kreative und innovative Potential in Erfurt.
Sehr gern habe ich für meinen Heimatort das Wappen überarbeitet.
Sabrina Kerst
Dipl.-Designer (FH)
COMFORTBRANDS
Brühler Str. 11, 99084 Erfurt
mail@comfortbrands.info
Tel. 0176 / 244 55 077